Pressemitteilung: Lars Kittel legt Stadtratsmandat zum 31.01.2023 nieder
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Janik,
ich möchte Sie bitten, den Erlanger Stadtrat zu seiner Sitzung am 12.01.2013 über meine erbetene Mandatsniederlegung zum 31.01.2023 zu informieren.
Auch wenn es zwischenzeitlich rechtlich nicht mehr erforderlich ist, empfinde ich es gleichwohl als Selbstverpflichtung, meine (früher ja notwendigerweise vorzubringenden) „wichtigen Gründe“ in der gebotenen Kürze darzulegen:
Bislang war es mir meistens noch gelungen, die an mich gestellten beruflichen Anforderungen in meiner Kanzlei mit den sich aus dem Stadtratsmandat ergebenden Pflichten zu vereinbaren; dies gelingt zunehmend weniger. Große und anspruchsvolle Mandate bedürfen mehr zeitlicher Flexibilität und geistiger Frische. Im Übrigen schulde ich dies nicht zuletzt auch meinen Kanzleipartnern.
Eine Absenkung der Ansprüche, die ich an mich selbst, die aber auch die Bürgerinnen und Bürger zu Recht an ihre kommunalen Mandatsträger stellen, kommt für mich als Alternative nicht in Betracht. Auch ein Verstecken als „Hinterbänkler“, wie dies bei größeren Fraktionen denkbar wäre, ist bei uns mit nurmehr zwei Stadträten nicht möglich.
Daneben gibt es sehr private Gründe, die es erfordern, auch mehr Zeit der Familie zu widmen; diese habe ich in einem persönlichen Gespräch erläutert.
Ich will abschließend nicht verhehlen, dass die Art und Weise der politischen Arbeit und Auseinandersetzung -jedenfalls für mich und meiner Einschätzung nach- in den letzten Jahren immer unerfreulicher geworden ist und dies liegt gewiss nicht hauptsächlich daran, dass wir uns zwischenzeitlich in der Opposition befinden.
Ich habe mich nach Kräften immer dafür eingesetzt, die Finanzen und das Personal der Stadt Erlangen im Lot zu halten. Die Relevanz dieser beiden Aspekte auch für die zukünftigen Generationen, liegt angesichts der weltweiten Entwicklungen und einer beginnenden Rezession für mich und uns als FDP auf der Hand und wird hoffentlich auch noch für diejenigen Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat greifbar und bewusst werden, die sich bislang durch mahnende Worte eher zu Unrecht in ihren Gestaltungsspielräumen eingeschränkt sehen. Aber da ist wohl mehr der Wunsch Vater des Gedankens und ich muss einsehen, dass diese beiden Aspekte der aktuellen Mehrheit in diesem Stadtrat nicht annähernd so wichtig sind, wie mir. Stattdessen kümmern wir uns um Problem, wo keine sind, oder wir gehen Probleme dogmatisch verblendet an, statt realistisch.
Zunehmend hat mich auch genervt, dass wir vor lauter „political correctness“ uns nicht mehr um die eigentlichen Probleme kümmern. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass eine relativ kleine Gruppe (von Gutmenschen) die Verantwortung für die Mehrheit übernimmt, die das aber gar nicht will, sich aber (leider) auch nicht dagegen wehrt.
Ich werde mich am weiteren Geschehen der Erlanger Kommunalpolitik gleichsam aus Bürgersicht und von der Zuschauertribüne aus auch weiterhin interessiert zeigen und sicher auch meine Partei, die Freien Demokraten - wenngleich in zeitlich erheblich reduziertem Umfang - bei ihrer Arbeit unterstützen.
Ich bitte Sie und die Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat, meiner persönlichen Neuausrichtung für das Jahr 2023 zu entsprechen und mich mit Ablauf des Januars 2023 -nach fast 21 Jahren Stadtratstätigkeit für meine Heimatstadt Erlangen- von meinen diesbezüglichen Pflichten zu entbinden.
Ich hätte nie gedacht, dass mir dieser Schritt einmal so leichtfallen würde, aber irgendwie fühlt es sich genau jetzt völlig richtig an.
Mit kollegialen Grüßen
Lars Kittel