Kreisvorsitzender Dr. Matthias Faigle: "Rückzug in Raten"
Die vollständige Erklärung im Wortlaut:
Liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde, liebe Interessenten der Erlanger FDP,
die Coronakrise gibt momentan ungewollt viel Zeit zur persönlichen Besinnung und zum Nachdenken über eigene Werte und Ziele.
Was mein Engagement im Vorstand der Erlanger FDP angeht umso mehr als ich, wie Sie wissen, zumindest auf absehbare Zeit selbst keine öffentlichen Ämter anstrebe, sondern es mir immer um den Kreisverband und dessen politische Kampagnefähigkeit, um dessen Möglichkeit zum politischen Wirken in der Stadtpolitik und die Vermittlung der Vorstellungen der Freien Demokraten in der Öffentlichkeit gegangen ist.
Nicht erst seit gestern spüre ich allerdings: „Die Luft ist raus“ bei mir in Sachen Kreisvorsitz.
Nach über 30 Jahren Mitgliedschaft in der FDP, 15 Jahren Stadtrat und zuletzt (neuerlich) 7 Jahren an der Spitze der Erlanger FDP wird es für mich Zeit für Neues. Politik ohne Amt oder Ämter ohne Politik? Vielleicht auch einfach einmal wieder selbst bei irgendetwas „Anfänger“ sein. Mal sehen.
Denn angehäuftes Wissen und lange Erfahrung machen eben oft ungeduldig und kompromisslos im täglichen Umgang. Das stört zunehmend mich selbst – und offenbar auch andere.
Mein Kurs war immer der einer klaren Kante: Politisch wie strategisch. Manchmal damit fast zwangsläufig mit viel Energie über das eigentliche Ziel hinaus.
Die Zeit für „breite Bündnisse“ und eine Politik unter dem „größtmöglichen Nenner“ war und ist nicht die meine. Jetzt sind vermutlich andere Typen gefragt.
Für diejenigen, die das hoffentlich übernehmen, stellen sich nach meinem Dafürhalten für den Kreisverband jetzt vor allem folgende Aufgaben:
1) Das Problem der nicht wegzudiskutierenden Kluft zwischen der Partei und Elske Preuß, gleich welche Position sie zukünftig einnimmt, zu lösen. Ich habe mich hinter den Kulissen in den letzten Jahren sehr energisch um Klarheit und mehr Aufrichtigkeit bemüht; das scheint aber nicht zur Einsicht und zum Ziel zu führen und auch nicht jede/r zu goutieren.
2) Die Jungen Liberalen und andere in letzter Zeit aktivierte Mitglieder einbinden; mit viel Geduld und Verständnis fürs Experimentieren – was ich, ganz selbstkritisch, beides nicht (mehr) ausreichend habe.
3) Neue Gesichter für die FDP in die Öffentlichkeit bringen, die ich womöglich, gänzlich ungewollt, in der Vergangenheit verdeckt habe. Das betrifft vor allem auch die – zu wenigen - Frauen in der FDP, die meines Erachtens jetzt besonders berufen sind, ihre stets geforderten Chancen zu ergreifen.
Der Kreisverband steht organisatorisch sehr gut da: Mit der eigenen „Liberalen Zentrale“, auch nach dem Wahlkampf und trotz Mandatsverlusten soliden Finanzen und einer auf 130 angewachsen Mitgliederzahl.
Auch deshalb werde ich selbstredend, gerade in der Corona-Zeit, nicht einfach hinschmeißen, sondern ab jetzt einen Rückzug in Raten einleiten. Ich denke, dass wir spätestens im Juli in der Lage sein werden, in einer möglichst gut besuchten Mitgliederversammlung die Spitze der Erlanger FDP anders zu besetzen, neu zu legitimieren und bis dahin schon erste Weichen zu stellen. Hieran will ich gerne engagiert mitwirken und auch die neuen Verantwortlichen zukünftig auf Wunsch nach Kräften unterstützen.
Mit li(e)beralen Grüßen
Ihr/euer
Matthias Faigle